Seite:Gretter der Starke.pdf/235

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Nun sprangen sie sämtlich auf, und, wie im Chor, wurde das Wort wiederholt: „Das ist ja Gretter, der Starke, Asmund’s Sohn aus Bjarg!“ – Es entstand ein unbeschreiblicher Tumult.

Die Bauern traten entrüstet in Gruppen zusammen, und fingen an sich zu beraten.

Einer schalt den andern, daß sie durch jenen Vertrag die Hände sich selbst gebunden hätten, diesem Räuber von der Drang-ey kräftig hier zu Leibe zu gehen.

Hafr, der erst das große Wort geführt hatte, wurde nun ganz kleinlaut, und von allen am meisten gescholten.

Gretter stand da mitten in diesem Tumult wie ein Fels, die Fäuste in seine Hüften gestemmt, und sagte gelassen:

„Laßt mich nun bald wissen, ihr Leute, was ihr beschlossen habt, denn ich will nicht lange halb nackt hier warten. Ich versichere euch aber, es würde euch schlecht bekommen, wenn ihr mir nicht halten wolltet, was wir mit einander ausgemacht haben!“ –

Gretter bekam darauf nur unbestimmte Antworten.

Die Häuptlinge sonderten sich ab, setzten sich, und begannen ein förmliches Thing.

Einige von ihnen wollten das gegebene Wort halten, andere wieder nicht.

Auf Gretter trat zu Tungustein aus Steinstaetten, und sagte ihm:

„Was, meinst du, werden die Häuptlinge beschließen? – Du bist ja ein wegen deiner Tapferkeit hochberühmter Mann. Aber sie sind noch unschlüssig, und stecken die Köpfe zusammen!“ –

Gretter antwortete: „Ja, ich sehe es wohl, es steckt dort Nase bei Nase, und Bart reibt sich an Bart! – Das gegebene Wort verdrießt sie. Sie fühlen sich arg zum Besten gehalten. Ihre Einigkeit ist hin. Und der Redefluß des Hafr hat ein Ende!“ –

Da erhob sich in der Häuptlingsversammlung Hjalte, der Sohn des Thord, der Einflußreichste unter ihnen, und sprach:

„Das soll nun und nimmermehr hier geschehen, daß wir unser gegebenes Wort dem Gretter brechen. Dumm haben wir uns ja benommen. Das steht fest. Aber wir wollen zu dem ersten Fehler nicht den zweiten begehen, und das üble Beispiel geben, einen Frieden zu brechen, den wir feierlich verbürgt haben. Laßt den Gretter unbehelligt ziehen, wohin er will. Und laßt ihn Sicherheit genießen, bis er von

Empfohlene Zitierweise:
Emil Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/235&oldid=- (Version vom 1.8.2018)