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„Nun gut,“ sagte Gast, „wenn ihr es so sehr wünschet, mich im Ringkampf überwunden zu sehen, mag es ja sein!“ –

Jetzt stand der Fremde, welchen Thorbjoern nicht um eines Zolles Breite von der Stelle hatte rücken können, von seinem Platze auf.

Wie erstaunten da alle als er aufrecht vor ihnen stand in der ganzen Breite seiner Glieder.

Ein neugieriger Kreis, der immer größer wurde, schloß sich um den Fremden.

„Aber eine Bedingung stelle ich,“ sagte Gast, „daß man mir hier auf dem Thing, und dann, bis ich nach Hause zurückgekehrt sein werde, allen Frieden und volle Sicherheit verbürgt und zusichert!“ –

Dazu waren sie sämtlich bereit.

Ein Mann, Namens Hafr, riet vor allen dazu.

Dieser Hafr war ein Sohn des Thorarin, ein Enkel des Thord-Knapp, welcher bei der Besiedelung von Island alles Land zwischen Stifla und Fljot in Besitz nahm. Er wohnte jetzt auf Knappstaetten, und galt als ein sehr gewandter Redner.

Hafr trat in den Kreis vor, formulierte aus dem Stegreif den Friedensvertrag, und sagte mit lauter Stimme seinen Entwurf her, wie hier folgt:

„Hierdurch verbürge ich,“ sprach er, „einem jeden Frieden und Sicherheit besonders aber dem Fremden, dessen Name Gast ist, und der hier in unserer Mitte sitzt. Hierin sind beschlossen alle Hauptleute und biederen Bauern, alle waffenfähige Jünglinge, das ganze Hardevolk zu Hegranesthing und endlich jedermann, benannt oder unbenannt, wo er auch hergekommen sei. Wir alle verbürgen diesem Fremden, der sich Gast nennt, Sicherheit und Frieden während der Zeit, wo er an unserer Belustigung teilnimmt, und mit uns ringt, oder hier verweilt, so wie auch auf seiner Heimfahrt. Er möge zu Lande, oder zu Wasser reisen; er möge reiten, fahren oder segeln; überall soll er sicher sein, und diese Friedenszusicherung ihm gehalten werden.

„Ich verbürge ihm Frieden in unserem Namen, im Namen unserer Verwandten und Freunde. Sie mögen Weiber oder Männer, männliche, oder weibliche Leibeigene, freie oder unfreie Männer sein. Derjenige, welcher den Frieden und die Sicherheit bricht, ist ein Bösewicht. Er soll von Gott und guten Menschen, von dem Himmelreich, von allen Heiligen weggejagt werden. Nirgends soll er unter den Leuten geduldet werden.

Empfohlene Zitierweise:
Emil Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/233&oldid=- (Version vom 1.8.2018)