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Häuptlings am Fjord, Hjalte auf Hof im Hjaltathale, und sein Bruder Thorbjoern mit dem Beinamen Oengul auf Vidvik. Wenn Hjalte leutselig war, so war Thorbjoern roh und gewaltthätig. Schon als Knabe war er mit seiner Stiefmutter in einen bösen Streit geraten. Beim Brettspiel war er wegen falschen Spielens von ihr getadelt worden. Seine Widerworte reizten aber die Frau so sehr, daß sie einen Spielstein ergriff, und damit nach des Knaben Backe stieß. Unglücklich ging der Stoß ihm in’s Auge, und dieses lief aus. Thorbjoern sprang wütend auf, und mißhandelte seine Stiefmutter so stark, daß sie davon starb. Auch in Zukunft blieb Thorbjoern ein großer Friedensstörer. Die Schwester beider, Thordis, war verheiratet an Haldor, der auf Hoefdi ganz oben am Eingange des Fjords wohnte. Er war angesehen und reich.

Haldors bester Freund war Bjoern auf Fagranes. Dann weiter hinab wohnte Tungustein auf Steinstaetten, dann Eirik auf Goddaler, ebenso Stein, ein angesehener Bauer. Endlich zwei Brüder, die gemeinsam den Hof Breidau in Slettahlid bewirtschafteten, stark und einträchtig.

Diese Bauern, als Anwohner des Fjord, waren die gemeinschaftlichen Besitzer der Drang-ey.

Gegen die Wintersonnenwende wollten sie nun ihr Schlachtvieh von der Insel holen, und rüsteten gemeinsam ein großes Schiff aus, zu dem jeder Hof ein bis zwei Mann Besatzung stellte. Als dieses Schiff der Drang-ey sich näherte, waren die Insassen sehr erstaunt, dort oben auf der Insel Menschen umhergehen zu sehen. Sie meinten, es seien Schiffbrüchige, die sich hierher gerettet hätten. Dann fuhren sie die Stelle an, wo die Leitern standen, und einige von ihnen stiegen aus.

Als sie die beiden unteren Leitern erklommen hatten, und zur dritten und letzten gelangten, wurde diese von oben her plötzlich eingezogen. Sie waren darüber sehr verwundert, und riefen hinauf:

„Wer seid ihr denn da oben?“ –

„Ich bin Gretter, Asmunds Sohn auf Bjarg, mit meinem Bruder Illuge und einem Knecht,“ gab Gretter zurück.

„Wer hat euch denn hier her nach der Insel gebracht?“ fragten sie weiter.

„Das that der, dem das Boot gehörte, welches uns trug, und der mein Freund war, schwerlich aber der eure!“ –

„Wir wollen unsre fetten Schafe hier abholen!“ –

„Die sind nicht mehr vollzählig, wir haben davon geschlachtet!“ –

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Emil Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/228&oldid=- (Version vom 1.8.2018)