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Thorodd schwieg, aber sein Auge verriet, daß er diese Schmeichelei nicht ungern hörte.

„Ich will dir ein anderes Ziel für deinen Ehrgeiz zeigen,“ fuhr Geirlang fort, „das deiner Tapferkeit würdiger ist!“ –

„Und das ist?“ fragte Thorodd.

„Hier oben im Gebirge hält sich jetzt auf Gretter der Starke, Asmunds Sohn, aus Bjarg. Messe an ihm deine Kraft. Das paßt sich besser für einen Häuptlingssohn und für einen Helden von deiner Art!“ –

Thorodd versicherte, das thun zu wollen. Er saß auf, und ritt thalaufwärts.

Geirlang blickte ihm nach, zufrieden, daß ihre Klugheit diesen Schlag von ihrem jungen Hirten, den sie nicht missen wollte, abgewendet habe.

Die Nachricht war richtig gewesen. Gretter hielt sich zur Zeit oben im Gebirge auf. Auf dem Wege zur Arnarvatnsheide hatte er erfahren, daß jener Grim, welcher einst den Hallmund erschlug, vor Jahren schon von der Heide fort und ins Ausland gezogen sei. So kehrte er wieder um, durchstreifte die Gebirge am Hvammsfjord, und ließ die Kleinbauern, wie in alter Zeit, seine Anwesenheit fühlen.

Thorodd hatte Glück. Als er von Breidabolstad aus das Thal hinaufgeritten war, und in das Hochgebirge einbog, sah er ein falbes Pferd gezäumt und gesattelt umhergehen, und grasen. Nicht weit davon stand auch ein großer Mann auf seinen Spieß gelehnt.

Es war Gretter.

Thorodd ging auf ihn zu, und grüßte ihn.

Gretter erwiderte den Gruß, und fragte: „Wer bist du?“

„Ich bin Thorodd, Snorres Sohn!“ antwortete der Gefragte. „Indessen, warum fragst du nach meinem Namen, und nicht vielmehr nach meinem Geschäft?“ –

„Weil dein Geschäft vermutlich nicht viel zu bedeuten haben wird!“ sagte Gretter. „Aber noch eins. Bist du der Sohn des Snorre, welcher Gode ist?“ –

„Das ist so! – Und ich bin hergekommen, mein Schwert mit dem deinigen zu kreuzen!“ –

„Daran thust du sehr unklug!“ sagte Gretter. „Denn dir muß bekannt sein, daß nur wenigen es gut bekommen ist, mit mir im Kampfe sich zu messen!“ –

Empfohlene Zitierweise:
Emil Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/221&oldid=- (Version vom 1.8.2018)