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Darum gab er seinen Wachtposten auf, und eilte nach dem Hofe Sandhaugar, um Gretters Tod der Hausfrau zu melden.

Steinvoer war tief betrübt, daß Gretter gestorben sei und zwar so nutzlos, als ein Opfer seiner Abenteuersucht.

Gretter in der Höhle beugte sich über den Leib des Riesen, und überzeugte sich davon, daß er wirklich tot sei.

Dann zündete er einen Holzspan an, und begann die Untersuchung des Raumes. Ob er Gold oder Kleinodien fand, berichtet die Saga nicht. Er blieb bis in die Nacht hinein dort, und durchforschte alles ganz genau. Endlich stieß er auf zwei Menschengerippe, die halb verscharrt in einer Ecke lagen.

„Das sind die Gebeine Thorsteins“, sagte er, „und hier die des Großknechts. Sie sollen ein christliches Begräbnis haben!“ –

Er steckte die Knochen in einen Sack.

Als er sich überzeugt hatte, daß nichts von Belang mehr in der Höhle war, rüstete er den Aufbruch.

Er band den Sack mit den Menschenknochen sich auf den Rücken, und suchte schwimmend das Tauende zu erreichen. Er rüttelte stark daran, um so ein Zeichen nach oben hin zu geben. Der Wink wurde nicht erwidert.

„Aha! Stein hat seinen Posten verlassen! – Die Zeit ist ihm zu lang geworden! – Vielleicht auch bekam er Furcht! – Hoffentlich hält das Tau!“ –

So sprechend griff Gretter nach diesem Ende. Er klomm an dem Tau hinauf, und gelangte glücklich oben an. Völlig durchnäßt war er. Dennoch ging er nicht sogleich nach Hause. Er nahm seinen Weg vielmehr nach der Kirche von Eyjadalsa.

Das letzte Vierteil des Mondes beschien seinen Weg, den er Fluß ab, dann durch die Furt, und endlich am andern Ufer weiter nahm.

Die Kirche lag vor ihm.

Ein Holzbau! Über der in Kreuzform angelegten Grundfläche erhob sich ein niedriges Geschoß. Auf dieses setzte sich ein hohes, mit Holzschindeln gedecktes Dach, welches nach oben spitz zulaufend, durch drei Einschnitte[1] in vier übereinander sich erhebende Dächer zerlegt war, deren jedes sich nach oben hin verjüngte. In diese Dächer fügten sich Erker mit Lichtöffnungen ein. Im Innern stieg die Vertäfelung bis zur Dachspitze hinauf, und schuf einen Raum von stattlicher Höhe. Das Ganze,

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Einscheite
Empfohlene Zitierweise:
Emil Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/212&oldid=- (Version vom 1.8.2018)