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„Gewiß, den suchen wir,“ bestätigte Thorer eifrig.

„Nun, die waren heute Morgen hier ganz nahe, und sind abwärts geritten zu den Mooren hin. Links südwärts!“

Thorer dankte für die Nachricht, und gab seinen Leuten Befehl, links südwärts abzureiten.

Sie kamen zu den Mooren, und versuchten es, auf den schmalen Dämmen, welche die Moore durchschnitten, diese zu durchqueren.

Jene Dämme waren indessen so voll Wasser gesogen, daß die Pferde, eins nach dem anderen, mit den Hufen abglitten, und in den Schlamm versanken. Der Zug kam dadurch in Verwirrung, und die Leute hatten den größten Teil des Tages damit zu thun, wieder aus dem Sumpfe herauszukommen.

Thorer fluchte dem Landstreicher, der sie so zum Besten gehalten hatte! –

Gretter war indessen schnell zur Hütte gegangen. Dort legte er sein Wams wieder an, stülpte den Eisenhut auf, stieg, den Spieß in der Hand, zu Pferde, und ritt mit seinem Knecht westwärts die Felsen hinab.

Gretter nahm die Richtung auf Gard, Thorers Hof, zu. –

Diesen erreichte er lange Zeit bevor Thorer mit seinen Knechten aus dem Sumpf sich herausgearbeitet hatte. Auf dem Wege dorthin schloß sich ihnen ein fremder Mann an, der den Gretter nicht kannte, aber sich als ortskundig zeigte.

In stattlicher Breite lag der Hof Gard vor ihnen. Gretter spürte Lust, diesem einen Besuch zu machen. Der Fremde und sein eigener Knecht folgten. Als sie dem Thorweg sich näherten, sahen sie vor demselben ein jugendliches Weib in prächtiger Kleidung stehen. Gretter fragte den Fremden, wer das sei. Und dieser gab Auskunft: „Das ist Thorer’s Tochter.“

Gretter ritt sogleich auf sie zu, grüßte höflich, und warf folgenden Reim ihr hin:

Du goldene Sonne,
Des Vaters Wonne,
Nimm hier meinen Gruß! –
Er müht sich zu streben
Nach meinem Leben,
Folgt hier auf dem Fuß! –

Empfohlene Zitierweise:
Emil Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/197&oldid=- (Version vom 1.8.2018)