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Brot im Hause! – Aber das sage ich dir, Rothbart, betrügst du mich, so ist es dein Unglück!“ –

Thorer antwortete: „Traue mir doch nicht solche Niedertracht zu!“ –

„Deine Werke werden zeigen, wer du bist!“ – erwiderte Gretter.

Damit legte er seine Waffen ab, entkleidete sich, und sprang in den See. Das Wasser schlug schäumend über seinem Kopf zusammen. Dann tauchte er wieder auf, und teilte mit nervigen Armen die Wellen. So kam er bis zur Mitte des Sees. Hier schwammen die Netze. Er ergriff < ! –-korrigiert für rgriff>sie, wickelte sie zusammen, zog sie hinter sich, und brachte so sie, schwimmend, an das Ufer. Im weiten Bogen warf er das Bündel an’s Land. Dann richtete er sich im Wasser auf, um ans Ufer zu steigen.

In diesem Augenblick griff Thorer nach dem kurzen, scharfgeschliffenen Schwert, das neben Gretters Kleidern lag, schwang es, stürzte sich auf den nackten Mann, und hieb nach ihm. Gretter wich dem Schlage aus, indem er sich rücklings wieder in das Wasser warf. Wie ein Stein verschwand er in der Tiefe.

Thorer stand mit dem Schwert in der Faust, und starrte unbeweglich auf den Punkt hinab, wo Gretter untergesunken war.

„Da muß er wieder auftauchen! – Dann wiederhole ich den Schlag!“ – sprach Thorer zu sich selbst.

Unterdessen schwimmt Gretter unter dem Wasser weiter, ganz nahe an das steile Ufer sich haltend, und nimmt die Richtung auf jene Bucht zu, welche im Rücken jener Landspitze lag, auf der Thorer noch immer unbeweglich stand, und in das Wasser hinabstarrte.

Hier steigt er geräuschlos an das Ufer im Rücken seines Feindes. Er ist nackt, und ihm fehlt jede Waffe. Nur die Kraft seiner Fäuste und die Schnelligkeit seiner Bewegung kann ihn retten. Wie ein Blitz fällt er dem Thorer in den Rücken, packt ihm unter die Arme, reißt ihn vom Boden hoch, und wirft ihn auf die Erde, so wuchtig daß sein Schwert Thorers Faust entfällt.

Wie ein Raubvogel stürzt sich Gretter auf dieses Schwert, und, ohne ein Wort zu sagen, schlägt er dem Daliegenden den Kopf vom Rumpfe.

So wurde auch dieser zweite Anschlag auf Gretters Leben vereitelt.

„Falsche Kameraden!“ was das heißt, hatte Gretter nun sattsam erfahren. „Ich nehme keinen von diesen Waldgangsmenschen mehr in meine Hütte auf!“

Empfohlene Zitierweise:
Emil Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/165&oldid=- (Version vom 1.8.2018)