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von Herren, wie von Knechten, von Männern, wie von Frauen sehr fleißig benutzt.

Gretter war ins Badehaus gegangen, selbstredend ohne Waffen.

Thorgeir wußte darum, und fragte seinen Blutbruder Thormod:

„Wollen wir hinabgehen, und dem Gretter in den Weg treten, wenn er aus dem Bade kommt?“ –

„Ich für mein Teil spüre keine Lust dazu,“ sagte Thormod, „und ich glaube, auch du wirst wenig Ehre davon haben!“ –

„Ich habe Lust, und will es versuchen,“ sagte Thorgeir.

Er lief den Abhang hinunter, und schwang seine blanke Streitaxt hoch in die Luft.

In diesem Augenblicke trat Gretter aus der Thür des Badehauses.

Als sie sich begegneten, sagte Thorgeir: „Ist es wahr, Gretter, was die Leute von dir sagen, daß du keinem Manne ausweichen willst?“ –

Gretter erwiderte: „Ob ich das irgendwo gesagt habe, weiß ich nicht genau; aber das weiß ich ganz gewiß, daß ich dir nicht ausweiche!“ –

Thorgeir holte nun mit seinem Beil zum Schlage aus.

Gretter griff ihm unter die Arme, warf ihn hart zu Boden, und kniete sich auf ihn.

Da schrie Thorgeir: „Thormod! – Wie? – Kannst du es ruhig mit ansehen, daß dieser Teufel mich würgt?“ –

Thormod packte darauf Gretters Beine, und wollte ihn von Thorgeir wegziehen, aber er vermochte es nicht.

Thormod trug ein kurzes Schwert an der Seite, und riß es nun aus der Scheide.

In diesem Augenblick trat der Hausherr hinzu, und gebot mit lauter Stimme Frieden.

Sofort löste sich die Gruppe. Die Blutbrüder thaten nun so, als wenn ihr Angriff auf Gretter eitel Scherz gewesen sei.

Der Frühling brach an, und die Wintergäste verließen Thorgils Haus, ohne daß ein weiterer Zwischenfall die Eintracht gestört hätte! – Allgemein war die Verwunderung darüber, daß Thorgils es gelungen war, Monate lang, so übermütige und zügellose Leute, wie diese drei, in Schranken zu halten; und man erklärte ihn allenthalben für einen sehr tüchtigen Häuptling.

Gretter verabschiedete sich gleichfalls im Frühling, und ritt nach

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Emil Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/143&oldid=- (Version vom 1.8.2018)