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hinauf. Da aber das Tier sehr fett war, so wurde es bald müde, legte sich, und wollte trotz alles Treibens nicht von der Stelle.

Während Gretter sich mit dem schwerfälligen Vieh abmühte, gingen die Blutbrüder schlankweg an ihm vorbei, und freuten sich seiner Verlegenheit.

Auf dem Hofe angekommen, fragte sie Thorgils: „Wo habt ihr denn den Gretter?“ –

Sie erzählten, an welcher Stelle, und in welcher Verlegenheit sie ihn zurückgelassen hätten.

Da schickte Thorgils Knechte ab, dem Gretter zur Hülfe.

Als diese halbwegs waren, sahen sie einen Mann entgegenkommen, der trug eine schwere Last. Sie schritten darauf zu, und erkannten Gretter, der den Ochsen auf seinen Rücken genommen hatte, und so trug. Sie entsetzten sich dermaßen über diesen Anblick, daß sie kehrt machten, und zum Hofe zurück liefen. Dort erzählten sie, was sie gesehen hatten. Alle Leute traten nun vor das Hofthor, um das Wunder anzustaunen. Auch Thorgils und die beiden Blutbrüder kamen heraus. Da kam Gretter herauf, und trug wirklich den Ochsen auf seinem Rücken.

Am Hofthor setzte er die Last ab.

Alle riefen laut ihren Beifall, und schüttelten Gretter die Hände für diese außerordentliche Leistung.

Nur Thorgeir wollte vor Neid schier platzen. Er suchte darum Gelegenheit, sich an Gretter zu reiben.

Eines Tages, kurz nach Weihnachten, ging Gretter allein ins Bad.

Baderäume befanden sich auf allen größeren Höfen in Island. Meist waren sie in einem besonderen, für diesen Zweck errichteten, Nebenhause. Man badete in erwärmtem Wasser, indem man eine der vielen heißen Quellen, die es in Island giebt, auffing, und in ein überdachtes Bassin leitete. Öfter noch badete man in heißem Dampfe. Ein großer Steinofen war in den Baderaum hineingebaut. Den erhitzte man stark, und übergoß ihn dann mit kaltem Wasser, wodurch reichlicher Dampf erzeugt wurde, der den ganzen Raum füllte. Übereinander angebrachte Holzgestelle, auf welche die Badenden sich streckten, gestatteten es, diesen Wasserdampf heißer, oder weniger heiß auf den Körper einwirken zu lassen. Nach dem Schwitzbade übergoß man sich dann mit kaltem Wasser, und massierte den Körper. Es war die heute noch in Rußland so allgemein beliebte Art des Badens. Auf den isländischen Höfen wurden diese Baderäume

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Emil Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/142&oldid=- (Version vom 1.8.2018)