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Mit einem zehnrudrigen Schiff traten die drei ihre Fahrt an. Es war kalt, und der Wind wehte scharf aus Norden. Unter Segel gehend, erreichten sie bald die Olafs-Inseln. Der Ochse wurde gegriffen, und es handelte sich nun darum, ihn an Bord zu schaffen. Zu diesem Zweck mußte das Schiff möglichst nahe an’s Land gebracht, und in der Brandung festgehalten werden.

Gretter fragte die Brüder, ob sie den Ochsen auf das Schiff tragen, oder das Schiff in der Brandung festhalten wollten? – Sie entschieden sich für das Erstere.

So sprang denn Gretter in’s Wasser bis an die Schultern, stemmte sich gegen die Schiffswand, welche der Insel abgekehrt war, und hielt so das Fahrzeug mitten in der Brandung fest, daß es sich weder hin noch her bewegen konnte. Währenddessen griffen die beiden Blutbrüder den Ochsen, und trugen ihn gemeinsam auf das Schiff. Dann schwang sich Gretter[1] an Bord, und alle drei setzten sich an die Riemen, da auf der Rückfahrt der Wind entgegen war.

Thormod saß auf der vordersten Ruderbank, Thorgeir auf der mittelsten, zunächst dem Mast, und Gretter am Hintersteven. So ruderten sie in den Fjord hinein, und der Sturm nahm zu.

Thorgeir schrie: „Der Achterriemen bleibt zurück!“ –

Gretter entgegnete: „Gewiß, weil es vorne hapert!“ –

Da legte sich Thorgeir so mit Macht in die Dollen, daß beide brachen. Dann schrie er den Gretter an: „Indem ich hier den Schaden ausbessere, zeig’ du da hinten einmal, was du kannst!“ –

Gretter ruderte nun mit solcher Gewalt, daß seine beiden Riemen zersplitterten. Er warf die Stücke auf das Deck.

„Weniger ist besser, und nichts ruinieren am besten!“ – schrie Thorgeir.

Gretter griff nun nach zwei Holzbäumen, die unten im Schiffe lagen, legte sie statt der Riemen in die Dollen, und drückte so mächtig gegen das Wasser, daß das Schiff in allen seinen Fugen ächzte.

Unter dieser Arbeit waren sie, bei Sturm gegenan, bald zur Stelle.

Gretter fragte nun die Blutbrüder: „Wollt ihr das Schiff in die Schiffsscheuer hinaufsetzen, oder den Ochsen nach Hause bringen?“ –

Sie wählten das Erstere, und trugen das Schiff in die Scheuer hinauf, halb voll Seewasser, wie es war, dazu auswendig mit Eis überzogen.

Grettter nahm den Ochsen am Halfter und führte ihn zum Hofe

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Greter
Empfohlene Zitierweise:
Emil Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/141&oldid=- (Version vom 1.8.2018)