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Schild, welche beide Thorbjoern zur Feldarbeit mitgenommen hatte, lehnten an den fertig geschnürten Heubündeln. Auch Arnors Waffe, eine Streitaxt, lag dabei.

Vater und Sohn waren im Begriff die zweite Pferdelast herzurichten, da ritt Gretter, vom Wege abbiegend, die Wiese herauf. Thorbjoern, von oben herab, bemerkt den Mann, und sagt zu Arnor: „Da kommt jemand von unten herauf. Er scheint uns zu suchen. Laß jetzt die Arbeit, bis wir gesehen haben, wer der Mann ist, und was er will?“ –

Gretter sprang aus dem Sattel, und ließ sein Pferd stehen. Man umschlang in diesem Falle die Vorderfüße des Pferdes mit einem kurzen Riemen, welcher ein Fortlaufen verhinderte.

Gretter hatte einen Helm auf dem Kopfe, ein Schwert an der Seite, und in der Hand einen langen, silberbeschlagenen Spieß.

Er setzte sich auf die Erde und zog aus dem Speer den Stift heraus, welcher Spitze und Schaft verband.

Er wollte dadurch vorbeugen, daß Thorbjoern den Spieß auf ihn zurückschleuderte.

Thorbjoern beobachtete von oben her das Thun des Fremden, und sagte:

„Der Mann scheint groß und stark, und, wenn ich nicht irre, muß das der Gretter, Asmunds Sohn aus Bjarg sein. Er glaubt gewiß triftigen Grund zu haben, uns hier aufzusuchen. Aber laß uns ihn männlich empfangen, keine Furcht an den Tag legen, und uns gewandt im Kampfe zeigen! – Höre mir zu, mein Sohn, und merke wohl auf! – Ich greife den Gretter von vorne an, und hoffe ihm gewachsen zu sein. Du aber umgehst ihn, und greifst ihn von hinten an. Schlage ihm dein Beil mit aller Wucht in den Rücken mitten zwischen die Schulterblätter! – Du brauchst nicht zu fürchten, daß er dir Schaden thut, denn ich fasse ihn von vorne; dir kehrt er ja den Rücken zu, und mit mir wird er genug zu thun haben!“ –

Mit diesem Schlachtplane erwarteten Vater und Sohn den Feind. Doch ihre Schwäche war, daß weder Thorbjoern noch Arnor einen Helm zur Stelle hatten.

Gretter schritt nun die Wiese hinauf, und, als er sich in Wurfesweite befand, schleuderte er seinen Spieß gegen Thorbjoern. Der Schaft steckte aber, nach Lösung des Stiftes, zu locker in der Spitze, sodaß mitten im Wurf Schaft und Spitze sich trennten. Das Geschoß fiel kraftlos zu Boden. Dieser Angriff hatte also versagt! –

Empfohlene Zitierweise:
Emil Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/136&oldid=- (Version vom 1.8.2018)