Seite:Gretter der Starke.pdf/114

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Wenige hundert Schritte vom Gestade steht ein Haus, aus dem der begehrte Feuerschein in die Nacht hinausfunkelt.

Wüster Lärm, wie von Zechern, dringt aus demselben an den Strand.

Gretter schreitet auf das Haus zu.

Er stößt die Thüre auf, er tritt hinein.

Im Innern der Hütte, mitten auf dem Erdboden angezündet, brennt ein helles Feuer. Stroh in Bündeln liegt rings umher. Auf ihnen, wie auf Polstern ausgestreckt, liegen zechende Männer, zwölf an der Zahl.

Es sind Thorers Söhne Thorgeir und Skegge mit ihrer Begleitung, die auf gleicher Fahrt, wie Gretter, hinauf nach Drontheim sind.

An dieser Seite des Sundes haben sie Unterschlupf in dieser Hütte gesucht vor dem Unwetter, wie die Kaufleute drüben. Und, um das Feuer gelagert, suchen sie die Kälte mit dem vollen Trinkhorn, kreisend von Hand zu Hand, zu überwinden.

Sie erkennen Gretter nicht; wie sollten sie es auch in dieser wundersamen Verkleidung. Sie halten ihn für ein Meeresungetüm, für einen feindlichen Dämon, der nahen Flut entstiegen.

Erschreckt springen sie von ihren Strohbündeln auf und starren den Eindringling[1] an. Dann löst sich das Entsetzen, und sie greifen, was sie fassen können, die einen Ruderstangen, die anderen Lanzenschäfte, die dritten reißen Feuerbrände aus der Glut und schlagen auf das eingetretene Ungeheuer los, daß die Funken stieben.

Gretter stößt sie zurück und, rasch zum Feuer vordringend, ergreift er einen Feuerbrand, nicht, um als Waffe ihn zu brauchen, nein, er birgt ihn sorglich in dem Topf, der auf seiner Brust herabhängt.

Er hat den Schatz, um den er mit dem Einsatz seines Lebens hart gerungen; er birgt ihn sicher, und zieht sich nun, in der Verteidigung, langsam zurück auf demselben Wege, auf dem er kam.

Die Männer folgen ihm verblüfft, erfreut.

Das Ungetüm weicht vor ihrem Drohn zurück. Es stürzt sich wieder in das Meer, aus dem es kam; der Sieg blieb offenbar in ihren Händen! Und sie streckten sich wieder behaglich auf die Strohbündel aus, das überstandene Abenteuer mit Sang und Trank zu feiern, bis der Wahn die Knoten der Vernunft, der Schlaf das Band der Glieder löst.

Gretter legt denselben Weg zurück, auf dem er kam. Er durchteilt die Flut, durchquert den Sund und steigt ans Land.

Der sorglich gehütete Feuerbrand hält noch die Glut. In der Hütte

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Eindringlich
Empfohlene Zitierweise:
Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/114&oldid=- (Version vom 1.8.2018)