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Thorer, als weltkluger Mann, wollte die vorteilhaften Verbindungen, die er sich in Norwegen während eines fleißigen Lebens erworben hatte, für seine Familie fruchtbar machen, und, sobald er von dem entscheidenden Siege bei Naes und dessen glänzenden Folgen für König Olaf gehört hatte, beschloß er, seine beiden Söhne Thorgeir und Skegge mit warmen Empfehlungen hinüber zu senden, damit sie als Hofleute in König Olafs Gefolge Aufnahme fänden.

In eben diesem Herbst waren sie, mit einem größeren Schiff im Süden von Norwegen landend, gleichfalls auf einen kleinen Küstenfahrer übergegangen, um durch die Schären nordwärts nach Drontheim zu ziehen.

Dieselbe Straße hinauf zog nun auch Gretter, und ein eigentümliches, für Gretter so schwer verhängnisvolles, Geschick ließ die Landsleute hier auf einander stoßen.

Es war ein unfreundlicher Tag auf der Scheide zwischen Herbst und Winter. Schneesturm und starker Frost hatten die Reisenden aufgehalten, ihre Glieder erkältet, ihre Kräfte erschöpft.

Des Nachts wagte man nicht die Reise fortzusetzen. Für solche Fälle lagen längs der viel befahrenen Wasserstraße hier und da am Strande Schutzhäuser, welche den Reisenden notdürftigen Unterschlupf für die Nacht gewährten.

In solch einen Schuppen flüchtete sich auch die Reisegesellschaft, mit der Gretter fuhr.

Habe und Lebensmittel hatten sie ans Land geschafft, und man suchte sich nun notdürftig in dem öden und kalten Raume für die Nacht einzurichten.

Aber eins fehlte ihnen, und das war doch das Notwendigste!! –

Draußen heulte der Sturm, der Schnee drang durch alle Fugen und in dem eisigkalten, finsteren Raume fehlte das – Feuer!! –

Kein Feuer, um daran die erstarrten Glieder zu erwärmen, kein Feuer, um daran eine Suppe sich zu kochen, und sie dem ausgekälteten Magen anzubieten; kein Feuer, um dem Zimmer Licht, dem Körper Leben, dem Herzen Mut zu geben!! –

Und woher dieses Feuer nehmen? –

Man verstand es damals, durch das Zusammenschlagen von Stahl und Feuerstein einen Funken zu erzeugen. Aber, um diesen Funken aufzufangen, dazu gehörte Zunder, der nicht immer zur Stelle war, und,

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Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/111&oldid=- (Version vom 1.8.2018)