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lobte Ihre Aufmerksamkeit, dieses war zugleich ein Vorwurf für den Major wegen seiner Nachläßigkeit, daß er, der sie beständig begleitet wie ein Trabante seinen Planeten, nicht einmal ihrem Geburtstage nachgespüret hatte. So eine gute Gelegenheit kommt nicht alle Tage, sein Wort auf eine gute Art anzubringen. Sie hat Fräulein Amalien gefragt, wie Sie Sich befänden, ob Ihre Krankheit von Folgen zu seyn schien. Man könnte glauben, daß sie diese Frage aus Eigennutz gethan hätte, um die Erbschaft, die Sie ihr zugedacht haben, bald hoffen zu können, ja man könnte hierinne dadurch bestärket werden, daß sie sich auch unter der Hand erkundiget, ob Sie seit ihrem ersten Geburtstage, nicht wieder an Ihren letzten Willen gedacht hätten; allein solche hypochondrische Gedanken müssen einen Verliebten nicht einfallen, man kann auch von diesen Worten eine vortheilhafte Auslegung machen. Ueberhaupt läßt sich von dem vortreflichen Charakter des Fräuleins nicht vermuthen,

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Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 3. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1762, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_3.pdf/86&oldid=- (Version vom 1.8.2018)