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zu lassen. Das Frauenzimmer hat oftmals von dieser Staatsregel Gebrauch gemacht, sie sind grausam, damit sie hernach desto sanftmüthiger seyn können, und ihre Gunstbezeugungen mehrern Eindruck machen. Ich hoffe dieses auch von Ihnen, sonst würde Ihr Planete zum Lügner werden, und das wäre schade, er ist für Sie sehr vortheilhaft. Betet fleißig. Ist richtig. Man findet unter dem Frauenzimmer überhaupt weniger laulichte Personen als unter unserm Geschlecht, sie sind entweder recht andächtig, oder recht heilloß böse, und denn beten sie gar nicht. Zu der letzteren Gattung gehören Sie nicht, dafür bin ich Bürge, folglich sind Sie zu der erstern zu rechnen. Ihre selige Frau Mutter war auch eine fromme Frau, und die hat Ihnen vermuthlich ihre ganze Frömmigkeit vermacht, weil sie wußte, daß Ihnen der Vater nicht viel hinterlassen würde. Und wird gemeiniglich eine gute Haushälterin. Wohlgetroffen! Ob Sie gleich noch nicht Ihren eignen Haushalt führen, und bis jetzo bei Ihrer Frau Stiefmutter

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Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 3. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1762, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_3.pdf/66&oldid=- (Version vom 1.8.2018)