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ersten Liebesantrag thun zu lassen, so mußte er unverrichteter Sache wieder abziehen. Sir Hargrave war gewiß ein Mann, dem die Mädchen nicht lange Widerstand leisten konnten; allein er machte es zu arg, er führte die Sprache des Mundes und der Augen zugleich, er redete auch dann und wann andere Sprachen, die nur in Häusern gebraucht werden, die in keinem guten Rufe stehen; mit einem Worte, Augen, Mund und Hände waren an ihm redend, und dieses verdarb sein Spiel. Er wollte wie Cäsar auf einmal kommen, sehen und überwinden, und dieses gehet nicht bey allen Schönen an. Mit einem Worte, alle Liebhaber von Henrietten übertraten diese Regeln, Herr Grandison, der bei der Kunst zu lieben ein glückliches Genie hatte, und bei allen seinen Unternehmungen regelhaft verfuhr, hatte auch davon einen guten Fortgang zu erwarten. Er hatte sich vorgenommen, der Clementine einen Liebesantrag zu thun, und erklärete ihr den Milton, durch dieses Mittel, da er ihr erzählte, wie die ersten Eltern das Paradies verlohren hatten, bekam er Gelegenheit, das Paradies zu erobern, oder durch den angenehmen Umgang mit diesem vortrefflichen jungen Frauenzimmer sich in ihr Herz einzuschleichen. Er sagte ihr kein Wort von seiner Liebe, aber er

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Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 3. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1762, Seite 309. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_3.pdf/311&oldid=- (Version vom 1.8.2018)