Seite:Grandison der Zweite 3.pdf/280

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Sehen Sie, schönes Hannchen, das ist ein kurzer Abriß aller Gattungen der Gelehrten und ihres Betragens gegen die Schönen. Ich bin versichert, daß Sie aus allen vier Facultäten Anbether haben: denn der Medikus, welcher ihren Herrn Vater dann und wann in der Kur hat, thut nach allen Gründen der Wahrscheinlichkeit nicht so oft einen Weg von drei Meilen, seinem Patienten, sondern vielmehr Ihnen einen Besuch abzustatten. Ich bin aber versichert, daß weder die Profeßion eines Rechtsgelehrten noch eines Arztes Ihnen gefallen kann, die beiden andern Facultäten gefallen Ihnen ohne Zweifel besser. Da ich nun zu beiden gehöre, so hoffe ich nicht, daß Sie, an einen Mann der zu einer andern Facultät gehöret, Ihr Herz, das ohnedem nicht mehr Ihr Eigenthum ist, verschenken werden. Indessen hat mir, ob ich Ihnen gleich alles Gute zutraue, eine kleine Kaltsinnigkeit, die Sie seit einiger Zeit gegen mich haben spühren lassen, einige Unruhe verursachet. Wenn Ihre Absicht dabei gewesen

Empfohlene Zitierweise:
Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 3. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1762, Seite 278. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_3.pdf/280&oldid=- (Version vom 1.8.2018)