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damals unter den Gelehrten noch nicht zünftig, und hatten also keinen Rang. Seitdem aber diese beiden Gattungen der Gelehrten ihr Haupt mit vielem Stolz empor gehoben haben, so ist es den guten Weltweisen ergangen, wie den hölzernen Wegweisen an den Straßen, diese zeigen jedermann den rechten Weg und kommen selbst niemals von der Stelle. Unterdessen obgleich die Philosophen keinen großen Rang haben, so sind sie doch angesehene Leute und es stehet beinahe das ganze Reich der Gelehrsamkeit ihnen zu Gebothe. Ihre Wissenschaft ist einer Zauberei ähnlich, sie kennen die Leidenschaften der Menschen aufs genaueste, es ist ihnen also leicht, bald diesen bald jenen Affect zu erregen. Dahero sind sie auch gemeiniglich in der Liebe glücklich; alle Wege, sich in das Herz der Schönen einzuschleichen, sind ihnen bekannt, sie wissen durch ihren Verstand und Witz das schöne Geschlecht zu bezaubern, daß ihnen ein Mädchen selten aus dem Garne gehet, wenn sie auf Eroberungen ausgehen.

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Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 3. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1762, Seite 276. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_3.pdf/278&oldid=- (Version vom 1.8.2018)