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viel Leute gesehen habe; aber seit einiger Zeit habe ich von ihm reden hören, er soll ein Gastmahl des großen Alexander Magnus so künstlich in Musik gesetzt haben, daß einen alsbald zu hungern anfängt, wenn man dieses Stück spielen hört. Man erzählet überhaupt von ihm, daß er durch die Harmonie der Saiten die Gemüthsneigungen der Menschen dergestalt hätte unterminiren können, daß jedermann nach seiner Pfeife habe tanzen müssen, und deswegen ist es ihm auch etwas leichtes gewesen, die Gunst der großen Herren zu erhalten. Er durfte nur das Clavier unter seine Finger und das Pedal unter seine Füße bekommen, so konnte er mit seinen Zuhörern machen, was er wollte, spielte er ein trauriges Stück, so klang dieses erbärmlich, daß jedermann anfing zu weinen, spielte er lustiges, so hüpften seine Zuhörer wieder wie die Aelstern, wollte er haben, daß sie sich sollten bei den Köpfen kriegen, so spiele er einen Marsch, und durch eine Aria war er im Stande sie wieder vollkommen zu besänftigen. Ob er

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Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 3. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1762, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_3.pdf/229&oldid=- (Version vom 1.8.2018)