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etwas zum Voraus, wem die Natur nicht ein Geschick zur Musik verliehen hat, der bleibe immer davon oder erwähle ein anderes Metier. Aus dieser Ursache schickt sich auch nicht jeder zur Musik, es kann einer eher ein Doctor und Professor werden auf einer Universität, als ein tüchtiger Cantor. Bei jenen kommt es auf Geld und gute Worte oder auf gute Patronen an, hierdurch kann einer unter den Gelehrten alles werden was er nur will, aber du magst spendiren wie du willst, du magst den Schulzen und Kirchpatron zum Pathen haben, wenn dir die Natur keine gute Stimme in die Kehle und keine Hurtigkeit in die Hände und Füße gegeben hat, daß du nicht laut genug vorsingen, kein Trillo schlagen und keine tüchtige Fuge auf der Orgel herrasseln kannst: so nehmen dich die Bauern nicht zum Cantor, und wenn du könntest die Kieselsteine in Gold verwandeln. Wo die Kunst alles thut, da ist die Natur überflüßig, und wo die Natur alles wirket, da braucht es keine große Kunst. Ein Advocat, zum

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Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 3. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1762, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_3.pdf/223&oldid=- (Version vom 1.8.2018)