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aber wird mit Recht geantwortet, daß diese Dinge keine solche Kleinigkeiten sind, als man gemeiniglich glaubt, daß man allerdings hieraus das Genie der Menschen, und folglich auch ihre Sitten, beurtheilen könne; ja daß die Kleidertracht, die Sitten vielleicht eher als Lehrsätze zu reformiren, und sie sanfter oder wilder zu machen, vermögend sey.

Allein wenn auch alle Gelehrten einerlei Meinung wären, daß von dem äußerlichen in der Mode ein gewisser Schluß könnte gemacht werden: so würde aus Mangel der hierzu erforderlichen Regeln, die noch nicht gnugsam entwickelt sind, doch ein großer Streit entstehen, ob aus dieser oder jener Gewohnheit eines Volkes, für die Sitten etwas gutes oder nachtheiliges könne geschlossen werden. Eben deswegen sind die gelehrten Untersuchungen erfunden worden, die entscheiden sollen, wo bei zweifelhaften und schweren Materien, sich die meisten Gründe der Wahrscheinlichkeit hinlenken. Denn ob es mit Untersuchung

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Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 3. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1762, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_3.pdf/175&oldid=- (Version vom 1.8.2018)