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sey, welche durch ihre äußerliche Gestalt die Menschen an sich lockt, und gleich einem Ungeheuer, wenn sie sich hinzunahen, um es genau zu betrachten, sie verschlingt: der würde dadurch zu erkennen geben, daß er unter die A b c schützen aller menschlichen Erkenntniß gehöre. Es ist eine bekannte und von allen Vernünftigen erkannte Wahrheit, daß die Mode es eben so zu machen pflegt, wie die Tirannen der griechischen und römischen Republiken. Diese schmeichelten sich erst bei dem Volke durch allerlei glatte Worte und Versprechungen ein, und wenn sie die Herrschaft erhielten, alsdenn war es um die Freiheit gethan. Eben die Bewandniß hat es mit der Mode, wenn sie durch ihr gefälliges Ansehen die Menschen bezaubert hat: so herrscht sie despotisch und gebiethet über den Verstand und Willen. Alles muß sich ihr unterwerfen, und selbst die Beherrscher der Völker dürfen es nicht wagen sie ungestraft zu beleidigen. Ja, da sie über den Verstand zu herrschen sich unterwindet: Was Wunder! daß sich auch die

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Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 3. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1762, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_3.pdf/169&oldid=- (Version vom 1.8.2018)