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man über die Leute fällt, auch oft etwas bei. In einem Stücke bin ich nicht mit Ihnen zufrieden. Sie haben nicht die besten Begriffe von mir. Sie fragen mich: ob mir das Herz nicht stärker schlägt, wenn ich höre, daß sich Jemand in Lobsprüche über mich heraus läßt, wollen Sie mir dadurch einen Vorwurf meiner allzugroßen Eigenliebe machen? Haben Sie davon Beweise in Händen, daß ich mir etwas darauf habe zu gute gethan, wenn ich bin gelobet worden? Ich denke nicht, seitdem ich aus der Schule bin, hat man mir nie etwas zu meinen Lobe ins Gesichte gesagt, darauf ich hätte können stolz seyn. Dort verdiente ich manchmal von meinem Informator eine kleine Lobrede, wenn ich den langen Psalm ohne Anstoß herbeten konnte. Ich will es Ihnen gedenken, daß Sie mich für ein so ruhmräthiges Mädchen halten. Warum nicht auch für falsch? Die Ruhmrätigen und Falschen stehen sonst immer bei einander. Bald hätte ich Lust, eine Lanze mit Ihnen deswegen zu brechen. Dieser Ausdruck, der Ihnen eigenthümlich

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Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 2. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1761, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_2.pdf/76&oldid=- (Version vom 1.8.2018)