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Norden sehen in seinen Krug steigen. Der Cantor ließ dann und wann die große Orgelpfeife brummen, um sie an ihre Rückkehr zu erinnern; allein vergebens. Tante Kunigunde kam nach Verlauf einer halben Stunde zurück, und meldete, daß wegen eines wichtigen Zufalls die Aufführung der Cantate diesmal unterbleiben müßte. Sie sagte dieses mit einer so ängstlichen Stimme, daß der Cantor mit den weisesten seiner Adjuvanten anfing, die Köpfe zusammen zu stecken, und allerlei politische Betrachtungen hierüber anzustellen. Wigand, Jacob, Heinrich liefen unterdessen Trepp auf Trepp nieder, und trugen sich mit Degen und Pistolen. Die unverständigen Musikanten, die die Ursache dieser Bewegungen nicht einsehen konnten, verbreiteten auf einmal das furchtbare Gerüchte, der Feind wäre schon im Anmarsch. Alles gerieth darüber in Aufruhr; jeder wollte der erste bei der Thür seyn, um sich zu retten. Die Angst machte, daß man nur auf seine eigene Sicherheit dachte. Es galt hier kein Ansehen der Person. Ich schätzte mich

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Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 2. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1761, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_2.pdf/56&oldid=- (Version vom 1.8.2018)