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und kündigen Sie ihr eine Zeitlang allen Gehorsam auf, Sie werden Wunder sehen. Sie muß in ihrem Elemente angegriffen werden. Wenn sie schnäubt und braußt, so erwiedern Sie gleiches mit gleichem. Wenn sie mit einer angenommenen Freundlichkeit etwas bitteres sagt; so geben Sie ihr alles mit eben dieser freundlichen Mine zurück. Dem Gifte muß durch seinen Gegengift die schädliche Wirkung benommen werden. Hören Sie, wie ein guter Auctor sich über diese Materie ausdruckt:

Oignez vilain il vous poindra,
Poignez vilain il vous oindra.

Ich glaube, er hat Recht. Das ist aber wohl Ihrem sanftmüthigen Charakter entgegen, Sie sind ein gutes frommes Kind, Sie wollen lieber Ihre Gebietherin mit guter Art gewinnen, als mit Sturm überwinden; Sie denken: il faut mieux plier que rompre. In der That, Sie sind auf einem guten Wege, ich billige ihn; für mich aber wäre er zu langweilig. Die Sonne mußte einen Wandrer lange liebkosen, ehe er ihr zu

Empfohlene Zitierweise:
Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 2. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1761, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_2.pdf/35&oldid=- (Version vom 1.8.2018)