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so vortheilhaft für sich ausleget, daß er sich die stolzen Gedanken einfallen läßt, wir wären beide für ihn eingenommen. Er muß auch ein sehr böses Herz besitzen. In einer Stunde von freien Stücken, und ohne daß man es verlangt, zweien Frauenzimmern eine ewige Treue schwören, das ist der Charakter eines Bösewichts. Er hat uns beide hintergehen wollen, und hat sich selbst hintergangen. Dieses würde auch geschehen seyn, wenn der Zufall seine boßhafte Absicht nicht offenbaret hätte. Ich hätte Ihnen gewiß das Geheimniß, wie er es nennet, entdeckt, und Sie würden mir auch nichts verschwiegen haben, und so wäre alles im kurzen an Tag kommen. Indessen beobachtet er doch eine gewisse Vorsichtigkeit in seinen Briefen, er will, um sein Spiel desto länger mit uns zu treiben, daß keine der andern von seinem thörigten Liebesantrage etwas sagen soll. So viel Verstand besaß er doch noch, voraus zu sehen, daß seine Sache sehr übel stehen würde, sobald wir seine Bosheit entdeckten. Unstreitig ist es unser guter Sylphe

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Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 2. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1761, Seite 264. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_2.pdf/266&oldid=- (Version vom 1.8.2018)