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Gesichte, das sie machen kann. Die Tugenden und Künste desselben beschäftigten uns ziemlich lange, und Murner schnurte dazu, als wenn er es verstünde, daß er gelobt würde. Endlich sehnte ich mich wieder nach der Gesellschaft und wollte mir lassen ein Pfötgen geben, um diesem Gespräch ein Ende zu machen und von dem geliebten Vieh freundlich Abschied zu nehmen; aber das garstige Thier war so unbescheiden und häckelte mich mit den scharfen Krallen dergestalt in die Finger, daß ich hätte schreien mögen. Davor bekam die Katze von der Frau v. W eine derbe Maulschelle, und mich bat sie so ängstlich um Vergebung, daß ich ihr würde verziehen habe, wenn sie mich auch selbst so hämisch gekratzt hätte. Es darf mir leicht jemand ein gut Wort geben, so verwandele ich das schlimmste Urtheil, das ich von einer Person fällen kann, in ein sehr gutes. Es sind noch nicht vierzehn Tage, da ich sie für die schlimmste Person aus unserm Geschlecht hielt. Ich las das Leben des Sokrates von neuem, um einen Vergleich zwischen der Frau

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Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 2. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1761, Seite 235. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_2.pdf/237&oldid=- (Version vom 1.8.2018)