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Ihre zweite Bedingung kann ich ohne Bedenken erfüllen; die erste aber entstehet aus einem Vorurtheile, das leicht zu widerlegen ist. Ich habe die Frau v. W. nicht beleidiget, also ist auch eine Abbitte unnöthig. Was ich von ihr gesagt habe, das sind nur zufällige Gedanken gewesen, die ich nie vor Wahrheiten ausgegeben habe. Wenn sie sich dadurch beleidiget glaubt, so muß man ihr als einem schwachen Werkzeuge ihre Ehre geben, und sie begütigen. Eine Ehrenerklärung aber wird mir nicht schwer fallen, ich halte jede Dame für eine Dame von Ehre, bis ich es anders finde. Die Frau v. W. ist die Gemahlin meines Freundes, ich gestehe ihr alle die Ehre zu, die sie dadurch erhält.

Der Baron. Getrauen sie sich gegen diese Erklärung ein einziges Wort aufzubringen?

Der Major. Nicht ein Wort. Ich bin damit zufrieden, ich sehe daß ein Misverstand unsern ganzen Zwist erreget hat. Ich ärgere mich nur, daß ich gegen diesen vortreflichen

Empfohlene Zitierweise:
Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 2. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1761, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_2.pdf/122&oldid=- (Version vom 1.8.2018)