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Da wir nach Tische den Thee getrunken hatten, mußte der Schulmeister anfangen zu läuten, dieses war das Signal, daß sich die Armen vor dem Hause des Doctors nun versammlen sollten. In wenig Minuten wimmelte der Pfarrhof von Leuten. Sie mußten sich auf Befehl des Doctors in drei Reihen stellen, und nachdem er sie Mann für Mann besehen hatte, mußten alle Gäste die Ausspendung der Wohlthaten des Doctors über sich nehmen. Es bekam jedes von diesen Armen ein Groschenbrod, welches mit einem lateinischen L gezeichnet war, ein Stück Braten und einen Becher Wein. Ihre Gesundheit wurde hier unter freiem Himmel über hundertmal von Gichtbrüchigen, Lahmen und Blinden getrunken. Ihr Name wurde also bei dieser Gelegenheit wieder vielen Leuten bekannt gemacht, und zwar auf eine solche Art, die im Stande ist, Ihr Andenken lange in Segen zu erhalten. Leben Sie wohl, berühmter Freund. Ich will hier geschwinde schließen, um Ihnen Zeit zu lassen, über so schöne Aussichten in Ansehung Ihres Ruhms sich zu vergnügen. Für dieses mal leben Sie wohl.


Empfohlene Zitierweise:
Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 1. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1760, Seite 366. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_1.pdf/381&oldid=- (Version vom 1.8.2018)