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sey Dank, nichts, daß ich zu bereuen sonderlich Ursache gefunden hätte. Ich nahm mir vor, von nun an auf den Wegen unsers gemeinschaftlichen Vorbildes und unsers Gönners zu wandeln; allein, welche Abweichung! hätte ich doch nie den unglücklichen Eberhard mit Augen gesehen, wie viele Unruhe würde ich meinem Gemüthe dadurch ersparet haben! Hören Sie nur, wie ich mich selbst anklage. Sir Carl, sage ich zu mir selbsten, hat sich nie einen Rausch getrunken, ich habe mir einen Rausch getrunken: also werde ich nie so vollkommen seyn als mein Urbild. Untersuchen Sie diesen Schluß genau, theurester Freund, Sie haben es weiter in der Vernunftlehre gebracht als ich. Wie sehr wünsche ich, daß ich fasch geschlossen hätte! Ein kleiner Ehrgeiz, den ich bei mir empfinde, macht mich bei meinem Oncle und auf Sie eifersüchtig. Ich weiß, daß Sie es beide in der Nachahmung Sir Carls schon so weit gebracht haben, daß er selbst sein Vergnügen über einen so glücklichen Fortgang nicht verbergen kann, und ich sehe mich nun so weit unter Sie zurückgesetzt.

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Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 1. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1760, Seite 355. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_1.pdf/370&oldid=- (Version vom 1.8.2018)