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den Hof nach einem feinen Hintergebäude, ein wohlgekleideter Bediente kommt mir da von freien Stücken entgegen und führet mich ohnem ein Verlangen in ein wohlaufgepuztes Zimmer. Er vermuthete, sagte er, daß ich die Dame vom Hause sprechen wollte, ich sollte mich nur ein wenig gedulden, sie würde in einen Augenblicke da seyn. Ich sagte, es würde mir eine Ehre seyn, wenn ich der Madame aufwarten könnte. Ich vermuthete nichts weniger, als daß ich in den bezauberten Pallast einer berühmten Conversations-Dame von London gerathen wäre. Es vergingen kaum zwei Minuten, so erschien ein Frauenzimmer von mehr als gemeiner Schönheit, eine Circe, die im Stande war, wie ich glaube, einen Joseph zu verführen, und ihn in einen zu allen Ausschweifungen geneigten Jüngling zu verwandeln. Sie sagte mir allerhand Höflichkeiten und ich konnte nichts thun, als Reverenze machen. Sie nahm meinen Besuch als etwas bekanntes an, ich hatte also nicht Ursache über eine Entschuldigung, wegen dieses Eindringens bei ihr, verlegen

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Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 1. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1760, Seite 347. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_1.pdf/362&oldid=- (Version vom 1.8.2018)