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und schwächet dabei seine Gesundheit und sein Vermögen. Es kommt oftmals dahin, daß solchergestalt ein reicher Crassus ein Friedrich mit der leeren Tasche wird,[1] einfolglich beleidigt ein Trunkenbold die Pflichten gegen sich selbst, mithin ist er lasterhaft, und die Trunkenheit selbst ein Laster. Ein Laster kann nichts anders als Unheil anstiften, folglich stiftet die Trunkenheit viel Unheil an. Daß dieser Satz der Wahrheit vollkommen gemäß sey, solches lehret nicht nur die tägliche Erfahrung, sondern es kann auch durch sehr viele Beispiele bestätiget werden. Auszugsweise will ich davon doch etliche anführen. Zu Bacharach, einem Städtlein in der Pfalz, welches seinen Namen daher erhalten, weil guter Rheinwein daselbst wächst, und es gleichsam Bacchi ara, oder ein Altar des Weingottes ist, wohnte vorzeiten ein grosser Schwelger, der sein einziges Vergnügen in dem Keller nicht anders als ein Fisch im Wasser fand. Einsmals gieng obgedachter Temulent ins Weinhaus, und fing an, die Zeit mir Zechen und andrer Kurzweile zu vertreiben,


  1. [314] Besiehe hiervon P. Lambec. de biblioth. caes. lib. II c. 8.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 1. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1760, Seite 311. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_1.pdf/326&oldid=- (Version vom 1.8.2018)