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würde, Ihnen, ich weis nicht was, zu vergeben. Haben Sie ein Mistrauen in mich gesetzet, bin ich Ihren Augen ein falsches Mädchen gewesen; so habe ich mich an Ihnen schon genug dadurch gerochen, daß ich Sie von dem Gegentheile so genau zu überzeugen mich bemühet habe, daß sich Ihr garstiger Argwohn hat verstecken müßten. Ich bin nicht wenig stolz darauf, daß Sie inne werden, daß Sie nicht alleine ein gutes Herz haben, und daß Sie mir eben diese Ehre, wenigstens in Absicht auf Sich selbsten, zugestehen müssen: in Absicht auf andere aber scheint es, als wenn Sie mich für sehr muthwillig, wo nicht gar für boshaft hielten. Ich muß mich deswegen bei Ihnen rechtfertigen. Sie sind tungendhaft meine Juliane, Sie haben enges Gewissen, Sie sind gar zu zärtlich. Wenn ich Ihnen nicht suchte Ihren Irrthum zu benehmen, so würden Sie mich für das leichtsinnigste Mädchen von der Welt halten, und nichts wäre mir unleidlicher als dieses. Wer hat Ihnen denn gesagt, daß ich den Plan, wie Sie es nennen, zu

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Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 1. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1760, Seite 291. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_1.pdf/306&oldid=- (Version vom 1.8.2018)