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v. W. bei der Tafel, Lampert vertrat die Stelle eines Hoffouriers, und wies jedem seinen Platz an. Hier sitzen Sie, gnädiger Herr, neben dem Fräulein v. W., schrie er, gleich und gleich gesellt sich, und lachte abscheulich. Das vortreffliche gleiche Paar! Fräulein Julgen hatte ihren besten Putz anlegen müssen. Wahrhaftig ein allerliebstes Mädchen! Sie muß nicht meine Tante, sie muß meine Schwester werden. Ich drehete mich, ehe wir uns setzten hin und her, um mit ihr ein Wort alleine reden zu können; es wollte sich aber nicht füglich thun lassen. Wir würden das Reden auch haben entbehren und einander doch verstehen können, wenn sie meine Gedanken so gut als ich die ihrigen errathen hätte. Die Backen glüheten dem guten Kinde vor Angst und Erwartung ihres Schicksals. Sie schlug fast immer die Augen nieder, und wagte es nur dann und wann, auf mich einen furchtsamen Blick zu thun. Ich wurde dadurch so gerühret, daß ich durch nichts anders, als durch eine Kritik über unsern Oncle, mich von einer merklichen Tiefsinnigkeit

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Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 1. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1760, Seite 264. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_1.pdf/279&oldid=- (Version vom 1.8.2018)