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und meine Stiefmutter schienen einige Tage vorher sehr aufgeräumet, und diese insbesondere war so freundlich gegen mich, daß ich die Stiefmutter beinahe darüber vergaß. Mein Vater zog seine Liebste an ein Fenster; ich saß an einen andern, und nähete etwas für mich in dem Rahmen. Sie lasen beide das Schreiben sachte, doch so, daß ich etwas davon verstehen konnte. Ich hörte daß der Innhalt mich angieng; ich merkte, daß es ein Anwerbungsschreiben seyn sollte; wiewohl ich von der Schreibart des Briefes eben nicht so gar vortheilhaft auf den Verfasser schließen konnte. Meine Glieder fiengen an zu zittern, ich erwartete mit Ungeduld das Ende – Da sehen Sie es nun, mein Schatz, sagte meine Mutter, daß es sein Ernst ist, der gute N. ist doch wirklich ein Mann von Parole – Haben Sie es gehört, Julgen, was Ihnen für ein Glücke bevorstehet? Schätzgen, lesen Sie doch den Brief noch einmal, daß ihn Julgen höret. (Sie streichelte meinem Vater die Backen, mich dünkt, ich hätte sie nie so freundlich gesehen.)

Empfohlene Zitierweise:
Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 1. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1760, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_1.pdf/231&oldid=- (Version vom 1.8.2018)