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Du kennest sie, sie ist meine beste und angenehmste Freundinn. Wozu dienen meine Umschweife, unser Oncle hat die Liebste, die er sich auserlesen hat, in einem seiner Briefe an dich genennet; ich habe diesen Brief gesehen. Stelle Fräulein Julianen von W. einmal in Gedanken neben unsern alten Oncle. Ein wohl übereinstimmendes Paar! Ein Mann, näher bei sechzig als funfzig Jahren, der kein großes Vermögen hat, daß die Wehetage der Frau, durch künftige gute Aussichten versüßen könnte; der noch darzu vor kurzem ein halber Enthusiast worden ist, und durch seine Schwärmerei vielleicht noch um sein übriges Vermögen kommt; und ein Mädchen, ein allerliebstes Mädchen von 21 Jahren, das so sittsam, so tugendhaft, so wohl gebildet ist, daß sie mit gutem Rechte eine Byron vorstellen könnte. Ich gedenke mir nichts grausamers, als eine solche Heirath.

Behüte Gott! Eher hätte ich das Schlachtfeld bei Minden sehen mögen, als daß ich meine Freundinn in den Armen dieses

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Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 1. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1760, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_1.pdf/211&oldid=- (Version vom 1.8.2018)