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Du mein Labsal hast mich oft ergötzet. Dein Nektar erwärmte mich, da ich über den kalten Alpen stieg, und erquickte mich, wenn mich die Sonnenhitze in Italien entkräftet hatte. Ich beweine dein Schicksal, meine beste Freundinn: aber es ist besser, daß ich dir den Hals breche, als daß du mir eine betrübte Erinnerung, oder wohl gar wiederum ein quälendes Verlangen nach den Wohlthaten erregest, die ich ehedem aus dir genossen habe. O Grandison, Grandison! Wüßtest du meinen heroischen Entschluß, du würdest ihn billigen. Er riß das Fenster auf, und warf die getreue unschuldige Flasche mit dem Römer wider eine unbarmherzige Mauer, daß beide in tausend Stücke sprangen. Ich ließ ihn gehen. Bis hieher ist er seinem Vorsatze getreulich nachgekommen, und hat nicht das geringste Verlangen nach seiner Panacee, wie er es nennte, merken lassen. Dahero trinkt er eine abscheulige Menge Thee und ein gut Glas Wein. Seine Gesundheit hat nichts gelitten. Manchmal komme ich auf die Gedanken, daß wir unserm Vetter ein rechtes Freundschaftsstückgen,

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Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 1. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1760, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_1.pdf/196&oldid=- (Version vom 1.8.2018)