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Trauer lange aufgehöret hat; Eu. Excellenz und Dero Frau Gemahlin doch niemals aufhören werden, diese vortrefliche Matrone in ihrem Herzen zu betrauren. Mein Herr Principal, der sich nunmehro für einem von den Ihrigen ansiehet, hat es unmöglich von sich erhalten können, diesen Trauerfall mit Stilleschweigen zu übergehen; er hat sich vielmehr aus allen Kräften bemühet, seine innerliche Trauer durch die gewöhnlichen äußerlichen Zeichen zu erkennen zu geben. Allen Unterthanen des gnädigen Herrn wurde auf 14 Tage eine allgemeine Trauer angesaget. Und wenn im Schlosse selbsten eine Leiche gewesen wäre, so hätten nicht so viele Thränen können vergossen werden, als während diesen 14 Tagen, da von 11 bis zwölf Uhr Vormittage, und von 3 bis 4 Uhr Nachmittage das Trauergeläute gehöret wurde. Jedermann wünscht, daß das theure Haus der Grandisonen vor allen dergleichen Trauerfällen, in Zukunft lange bewahret, und bis in die spätesten Zeiten erhalten werde.

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Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 1. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1760, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_1.pdf/164&oldid=- (Version vom 1.8.2018)