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Der Magister. Ach, was Stutzer! Hannchen ist die Tochter eines Geistlichen; ihr ist geistlich Fleisch gewachsen; ergo muß sie wieder an einen Geistlichen verheirathet werden.

Amalia. Das war ein vortreflicher Schluß! Wenn Sie ehedem so geschlossen haben; so sitzen die Leute, welche Sie zum Magister gemacht haben, leibhaftig in der Hölle. Ist denn das Fleisch einer Pfarrstochter anders beschaffen, als das Fleisch einer Prinzessin? Gesetzt aber, Sie meinten ihre Gemüthsbeschaffenheit; so finde ich eben nichts stilles und heiliges an Ihrem Hannchen, wobei mir das geistliche Fleisch einfallen sollte, Sie ist so munter und lebhaft, wie eine Soldatentochter. Ein junger Fähndrich würde ihr besser anstehen, als ein alter Magister.

Der Magister. Sie machen mir beinahe Angst. Da sich aber die Liebe bei ihr angefangen hat, so kann ich auch auf ihre Beständigkeit schließen.

Amalia. Woher wissen Sie aber, daß Hannchen in Sie verliebt ist? Und wie wollen

Empfohlene Zitierweise:
Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 1. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1760, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_1.pdf/145&oldid=- (Version vom 1.8.2018)