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gesprochen hat er aber noch mit Niemandem, beim Anrufen hält er nicht Stand, sondern ist plötzlich weg, zeigt sich aber gleich wieder an einer entfernten Stelle.

Ebenso könnte man noch die bei Pröhle, Deutsche Sagen, (Berlin 1863) S. 246 erzählte, auf Johann den Beständigen von Sachsen bezügliche Sage anführen. Sie lautet so.

597) Kurz vor des Kurfürsten Hans von Sachsen Tod wurden zu Eisenach folgende Gesichter gesehen. Ein alter verdorrter und umgestoßener Baum mit abgehauenen Aesten; ein wohlgerüsteter Reiter, welcher den Baum trug; ein Jagdhund und ein großes schwarzes Kreuz in einer dicken Wolke. Aus der Wolke aber kamen Donner und Blitze, daß man nicht anders gemeint, denn das Feuer werde das nächste Dorf, wohin die Wolke zog, anzünden.

Indessen hat eine andere Sage, welche G. Arnold, Beschreibung des Churf. Moritz von Sachsen (verm. d. J. Weber, Gießen u. Frkft. 1719) S. 254 fgg. erzählt und welche als ein Anzeichen des traurigen Ausgangs der frühern Freundschaft zwischen Churfürst Moritz und Markgraf Albrecht seiner Zeit galt, etwas mehr für sich. Sie lautet so:

598) Als Churfürst Moritz zu Torgau einmal Fastnacht hielt und nach seiner Gewohnheit den Markgrafen Albrecht und seinen Bruder dazu eingeladen hatte, geschah es, als dem Markgrafen Albrecht, der seiner Gewohnheit nach sich im Trinken überladen hatte, der Churfürst Moritz mit seinem Bruder zur Seite saß und sie von verschiedenen Dingen sich unterredeten, daß eine Jungfrau kam und sich zwischen Markgraf Albrecht und Churfürst Moritz setzte. Da Herzog August dieses zuerst sah und über die Gestalt des Gespenstes erschrack, erinnerte er den Bruder, er solle mit ihm aus dem Tafelgemach gehen, denn es ahne ihm nichts Gutes, und er finde Bedenken, länger daselbst zu weilen. Hierauf sah auch der Churfürst die Jungfrau und sprach schreckensvoll zu Markgraf Albrecht: „was habt Ihr da für eine Jungfrau?“ Dieser antwortete: „lasset sie bei mir sitzen!“ und fluchte dabei über selbige. Da aber die beiden Fürsten von Markgraf Albrecht Abschied nahmen, verschwand die Jungfrau auch, Markgraf Albrecht bewegte sich hierüber gar nicht, sondern

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 551. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_551.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)