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Knechte bei demselben und gingen selbst in’s Schloß. Hier fanden sie nur ein einziges Gemach, das sie vor dem Regen nothdürftig schützte. In diesem stand eine morsche Tafel, daran setzten sie sich und begannen von ihren bösen Plänen zu reden. Da plötzlich wurde das Gewitter heftiger, ein dreifacher Wetterstrahl klirrte, die Burg stürzte zusammen und aus ihren Trümmern stieg ein gespaltener Felsen hervor. Die Knechte lagen betäubt unter dem Wagen; als sie erwachten, schien der Mond hell durch die gelichteten Wolken. Sie sahen nach dem Wagen und erschracken, denn das Geld darauf war verschwunden. Es schlug Mitternacht. Mit dem letzten Schlage trat eine lichte Gestalt unter sie, welche ihnen zu folgen gebot. Zitternd gehorchten sie und kamen an einen hohen Felsen, in dessen Inneres eine steinerne Thür führte, welche, sobald sie die geistige Gestalt berührte, mit lautem Krachen aufsprang. Sie traten in ein Gewölbe; dort saßen die zehn Herren todtenbleich und zählten feuriges Geld. Die Knechte zitterten, „gehet hin und sagt, was Ihr gesehen!“ sprach der Geist, „diese zehn Unholde, Eure Herren, müssen so lange hier das glühende Geld zählen, bis ein Mann, welcher zehn Armen uneigennützig Wohlthaten erwies, mit dem wunderseltenen Kraute Lunaria den Felsen berührt, dies Gewölbe öffnet und alles Geld mit sich nimmt. Solches gebet männiglich kund zur Warnung!“ Der Geist verschwand, und die Knechte lagen unter dem Wagen. Zu gewissen Zeiten soll in dem Felsen ein mächtiges Getöse gehört werden und sich seit einigen Jahren sehr vermehren.


574) Der Panzerreiter zu Stollberg.
Ziehnert Bd. III. S. 18.

In der Gegend des Städtchens Stollberg soll bei Nacht ein Reiter ohne Kopf in einen langen schwarzen Mantel gehüllt auf einem schwarzen Rosse herumreiten. Vor ihm her flattert eine grau und schwarz gefleckte Krähe, welche sich

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 512. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_512.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)