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er vermochte sie nicht wieder in’s Leben zurückzurufen. Er eilte also auf den Tanzsaal und schrie ihrem Bruder zu, er habe seine Schwester gemordet, er wolle sich selbst dem Gerichte übergeben. So geschah es auch. Da er den Tod suchte, dauerte die Untersuchung nicht lange, schon nach 3 Monden fiel sein schuldiges Haupt zu Grünhain auf dem Schafott, auf dem Flecke aber, wo die blutige That geschehen, ward ein weißer Rosenbusch gepflanzt, dessen Rosen des Nachts wie mit Blut besprengt aussehen und der seine Blätter traurig zur Erde zu senken scheint, um Mitternacht aber kommt, wenn böse Zeiten bevorstehen, ein Reiter den Kopf unter dem Arme vom Grünhainer Hochgericht nach dem Rosenstock geritten, verweilt kurze Zeit und kehrt dann wieder dorthin zurück.


573) Die Teufelswand bei Eybenstock.
Ziehnert Bd. III. S. 219.

In der Teufels- oder Steinwand, welche zwischen Eybenstock und Unterblauenthal am linken Ufer der Bockau unweit von ihrem Einflusse in die Mulde liegt, befindet sich eine große Höhle, von der die Sage Folgendes erzählt.

Zehn reiche Bösewichter hatten sich vereinigt, alle gute und gangbare Münze an sich zu bringen, sie in fremden Ländern mit jüdischem Gewinn gegen schlechte umzutauschen, und diese in’s Land zurück und nach und nach unter die Leute zu bringen, was ihnen auch recht wohl gelang. In diesen Geschäften fuhren sie einst auch mit einem Wagen voll Geld dem Böhmer Walde zu und gedachten vor Einbruch der Nacht eine Herberge zu erreichen. Da überraschte sie aber ein mörderisches Ungewitter, und sie sandten die Knechte aus, ein Obdach zu suchen. Bald brachte einer von diesen die Nachricht, daß nicht fern von der Straße auf einer Anhöhe ein unbewohntes Schloß stehe, darinnen sie das Gewitter abwarten könnten. Weil nun der Wagen nicht wohl mit dahin gebracht werden konnte, so ließen die Herren ihre

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 511. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_511.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)