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Räubern entgegen. Es entbrannte ein hitziger Kampf, welcher eine gute Weile währte und zuletzt mit dem Siege der guten Sache endigte. Die Räuber wurden geschlagen und flohen nach dem Flöheflusse, hoffend, daß das Eis sie tragen werde. Doch die dünne Eisdecke in der Mitte des Flusses brach und mehr als die Hälfte der Räuber ertrank in den kalten Fluthen. Die übrigen flüchteten das Ufer entlang stromaufwärts und verkrochen sich in eine Felsenschlucht. Als dies die Klosterknechte gewahrten, besetzten sie den Eingang der Schlucht und wollten die Räuber darin mit den Waffen angreifen. Aber ihr Anführer, der Schirmvoigt, gebot, sie sollten ihr Blut schonen und die Räuber durch Feuer verderben. Hierauf schlugen die Knechte eine Menge Baumstämme nieder, zündeten sie an und warfen sie in die Schlucht, bis dieselbe zuletzt einem brennenden Ofen glich. So wurden die Räuber von Schellenberg und Lichtenwalde vertilgt und der Weg für die Betfahrer wenigstens auf einige Zeit sicher. Jene Felsenschlucht aber, worin die Räuber verbrannt wurden, heißt noch heute zum Andenken an jene Begebenheit der Höllengrund.


560) Das Goldschiffchen in der Kirche zu Ebersdorf.
Poetisch beh. v. Ziehnert Bd. II. S. 81 sq.

Unter den Reliquien der Kirche zu Ebersdorf[1], zu denen bekanntlich auch das Hufeisen des Ritters von Harras gehört (s. oben Nr. 327), befindet sich ein Schiffchen von Holz, welches aus dem 14. Jahrhundert stammt und bei folgender Gelegenheit hier aufgehangen worden ist. Ein gewisser Junker Wolf von Lichtenwalde (?) war in’s gelobte


  1. Hier wird auch das Glas gezeigt, welches Luther dem Dr. Jonas schenkte und das die Inschrift trägt: „Dem lieben Dr. Jonas schenkt Dr. Luther ein schön Glas; Das lehrt sie alle beide fein, daß sie zerbrechliche Gläser sein.“ Das Glas ist aber unächt, denn das ächte soll sich in Nürnberg oder Halle befinden.
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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 498. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_498.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)