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befand sich noch vor Kurzem ein ungeheurer, prächtig belaubter Eichbaum, von dem man erzählte, daß sein Bestehen auf geheimnißvolle Weise mit dem Schicksale des Schönburg’schen Hauses verflochten sei. Man sagte, wenn der Baum umgehauen werde, würden drei Glieder des Schönburg’schen Stammes sterben. Im Jahre 1840 (?) stürzte der Baum um und wirklich starben kurz darauf drei Schönburge.


558) Die Prinzenkleider in der Kirche zu Ebersdorf.
Berkenmeyer, Cur. Antiquarius S. 652. W. Schäfer, d. Prinzenraub. Lpzg. 1855. S. 50 sq.

Nachdem die beiden sächsischen Prinzen ihrem Räuber, dem Ritter Kunz von Kauffungen, durch Gottes Hilfe glücklich entronnen waren, machte der ganze Hof eine Wallfahrt nach der Ebersdorfer Kirche (bei Chemnitz) und der Churfürst ließ daselbst die Kleider der beiden jungen Herrlein, so sie bei ihrer Entführung angehabt, wie auch des Köhlers, der sie errettet hatte, Kittel und Kappe aufhängen, wo sie noch zu sehen sind. Bei den Kleidern wurden folgende Verse angeschrieben:

Kuntz Kauffung der viel wilde Mann,
Im Meißnerland ist kommen an,
Wohl auf das Schloß zu Altenborg,
Sehr frech und kühn ohn alle Sorg,
Dem Fürsten allda seine Kind,
Entführt hat listig und geschwind,
Der Kleider noch hie hängen seht,
Ein jeder der fürüber geht,
Die dazumahl bald nach der That,
Der Vater hergehänget hat.


559) Die Betfahrt nach Ebersdorf.
Zeichnert Bd. III. S. 184 sq.

In Ebersdorf stand vor alten Zeiten in der noch jetzt auf dem dasigen Kirchhofe stehenden Kapelle ein berühmtes

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 496. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_496.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)