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Lehen einem andern böhmischen Ritter, der sie aber auch nicht lange behielt, denn da er mit seinen Nachbarn in beständiger Fehde lebte, vereinigten sich dieselben zuletzt gegen ihn und berannten, eroberten und zerstörten die Burg. Noch jetzt aber soll zwischen den Felsen der Geist jenes unglücklichen Mädchens, ihr zerschmettertes Kind auf den Armen, herumirren und den Wanderer durch sein Wehegeschrei erschrecken.


517) Die Sagen vom Scheibenberge und seinem Zwergkönig.

Lehmann a. a. O. S. 187. Ziehnert Bd. III. S. 203 sq. Novellistisch beh. v. Dietrich a. a. O. Bd. I. S. 73 sq. Novellistisch u. d. Titel: „Schneiderminel von Schlettau“ bearb. v. C. Winter in der Constit. Ztg. 1854. Nr. 282 sq. Poet. bearb. v. Segnitz Bd. I. S. 183 sq.

Das Städtchen Scheibenberg im Obererzgebirge hat seinen Namen von dem an seiner nordwestlichen Seite befindlichen tafelförmigen Basaltberge gleiches Namens. Derselbe soll von Zwergen bewohnt sein und reiche Schätze in sich schließen. So trug es sich zu, daß im Jahre 1605 M. Lorenz Schwabe, Pfarrer in Scheibenberg, mehrere Gäste aus Annaberg bei sich hatte und seine Frau etliche darunter befindliche Freundinnen über und um den Scheibenberg führte, um ihnen die Gegend zu zeigen. Sie trafen ein Loch darin an, in welches drei Stufen führten, und in diesem lag ein glänzender Klumpen wie glühendes Gold. Darüber erschracken sie, gingen eilends wieder heim und führten den Pfarrer sammt den Gästen heraus, konnten aber das Loch nicht wieder finden.

Allerdings befindet sich auch an der Morgenseite des Berges eine Art Höhle, das Zwergloch genannt. Darin wohnten sonst der Sage nach viele Zwerge, deren König Oronomassan (nach Anderen Zembokral) hieß. Sie waren nicht über 2 Schuh lang und trugen recht bunte Röckchen und Höschen. Es schien ihr größtes Vergnügen zu sein, die Leute zu necken; sie thaten aber auch Manchem viel Gutes und halfen vorzüglich frommen und armen Leuten. Einst

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 453. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_453.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)