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welche vor etlichen 100 Jahren dorthin gebracht worden seien, sie möge nur nachsuchen lassen, so würden sich gewiß Vorzeichen finden. Als man nun nachgesucht, haben sich verschiedene Gefäße von Zinn und etliche Lampen von Thon gefunden, welche noch so neu und weiß waren, als wenn sie erst gestern hineingelegt worden wären. Unter der Grundmauer hat man auch ein mit Ziegelsteinen ausgemauertes Behältniß, und am Ende desselben starke Pfosten von Eichenholz und nach denselben schöne Schiefertafeln gefunden, mit welchen das Behältniß oder die Kästen zu den Kleinodien bedeckt gewesen waren, die letzteren sind aber nicht mehr zu sehen gewesen, sondern waren, wie man meinte, verrückt worden. Aber über den Ziegeln hat ein großer Ziegelstein, ein Quadrat, gelegen, auf welchem ein Crucifix ganz kenntlich geprägt gewesen ist. Während dem hat sich auch das Gespenst sehen lassen und außen an der Mauer über der Erde ist ein ziemliches Getöse bemerkt worden, wie wenn Bergleute da arbeiteten und etwas bewältigen wollten, allein als man zum Fenster hinabgesehen, hat man nicht das Geringste wahrgenommen. Während des Grabens hat man auch etliche Todtenknochen gefunden, welches vermuthlich Reliquien von diesem und jenem Heiligen gewesen, so zu diesem Schatz gelegt worden, daß er sich nicht verrücken möchte. Es hat auch das Gespenst bei dem Ausfüllen des gemachten Loches nicht wenig Widerwillen, zum Theil auch Spötterei sehen lassen, denn nachdem man lange Bratspieße genommen und an dem Orte, wo die Ziegelsteine herausgegangen waren, herabwärts in den Erdboden gefühlt, ob sich etwa die Kästen gesenkt, hat es bei der Nacht auch einen Bratspieß mitgebracht und hin und wieder in der Kammer mit solchem gegen den Boden gefühlt. Da man nun wirklich anfing, den Berg wieder einzufüllen, hat es nicht allein mit Ziegeln und Steinen um sich geworfen, daß die Arbeitenden davonliefen, sondern es hat auch in der folgenden Nacht die Betten des Frauenvolkes mit Schutt und Erde bestreut, daß darüber etlichen, zumal den Mägden,

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 436. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_436.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)