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oder eine Dachtraufe erreichen könnte, so wollte er sich schon die Freiheit verschaffen.


491) Die Staatslaterne bei Geyer.
G. Andrä, Chronol. Nachr. v. d. Bergstadt Annaberg. Schneeberg 1837. 8. S. 77.

Nordöstlich von Geyer zeigt sich an Herbstabenden eine merkwürdige Lufterscheinung oder ein röthlich leuchtendes, beinahe 7 Ellen hohes Irrlicht, das, sobald es sich zu bewegen anfängt, immer kleiner wird, bis es endlich ganz verschwindet, in der dortigen Gegend aber die Staatslaterne von Geyer genannt wird.


492) Das Fegeweib vom Katzenstein.
Poetisch beh. v. Freih. v. Biedermann (O. Föhrau), Eine Sängerjugend. Dresden 1847. 8. S. 27 sq.

In der letzten Zeit des Mittelalters lebte ein wilder Raubritter auf einer Burg, die auf dem Katzenstein, der am Schwarzwasser unweit Pobershau zwischen Zöblitz und Marienberg gelegen ist, und machte die ganze Umgegend durch seine Unthaten unsicher. Da beschlossen denn die in der nächsten Umgegend ansässigen Ritter, diesem Treiben ein Ende zu machen, sie rückten also vor die Burg, umschlossen sie auf’s Engste und fingen an sie aus Karthaunen und Feldschlangen zu beschießen. Allein alle Kugeln fielen, sowie sie die Mauern trafen, kraftlos und unschädlich nieder, denn auf der Mauer stand die alte Amme des Ritters, welche mit dem Teufel im Bunde war, hatte einen Besen in der Hand und fegte mit demselben die fliegenden Kugeln aus der Luft weg, sie selbst natürlich traf keine derselben, ebenso wenig wie irgend Jemanden im Schlosse. Schon wollten die Belagerer schier verzweifeln, da trat der Burgkaplan eines der Ritter auf und sprach, er wolle die Kugeln segnen, denn er wisse einen Spruch, dem nichts widerstehen könne. Wie gedacht so geschehen,

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 424. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_424.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)