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sein!“ Somit reichte er ihnen eine Mulde voll feinen schönblauen Staubmehls hin. Die Bergherren staunten und begehrten zu wissen, wie und woraus er solche Farbe bereitet habe. Schürer zeigte ihnen Alles willig, und reinigte sich so von dem Verdachte, daß er ein Schwarzkünstler sei. Auch machte es dem Bergmeister so große Freude, daß derselbe versprach, Alles zu thun, um Schürers Unschuld gegen die Anklage der Böhmen zu erweisen. Dies gelang auch dem wackern Manne bald, und Schürer erhielt nun seine Freiheit wieder und kam durch die Erfindung der schönen blauen Farbe, die man Anfangs nur blaues Wunder, später aber Schmalte nannte, zu großen Ehren, und als das Bergfest gekommen war, wurde er des Hüttenmeisters glücklicher Eidam.


487) Die große Glocke in Geyer.
Ziehnert Bd. III. S. 206. Meltzer a. a. O. S. 1188 sq.

Von der großen Glocke in dem Bergstädtchen Geyer, welche früher in einem alten viereckigen Thurme an der Kirche hing, erzählt die Sage, sie sei auf dem Geyersberge, an dessen Fuße die Stadt liegt, durch eine Sau mehrere Ellen tief aus der Erde herausgewählt und von den Bürgern, welche sich dieses Fundes freueten, aufgehängt worden, habe aber nicht eher einen reinen und vollen Klang gegeben, als bis ein Priester sie zu ihrer heiligen Bestimmung geweiht. Im Jahre 1455 zersprang sie, als wegen des von Kunz von Kauffungen verübten Prinzenraubes im ganzen Lande gestürmt ward, allein 1456 ließ Churfürst Friedrich II. sie umgießen und auf der einen Seite die beiden Prinzen, auf der andern den Kunz, wie er auf der Erde lag und das Pferd beim Zügel hielt, dabei den Herzog Albrecht und den Köhler, der ihn errettet, abbilden.

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 421. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_421.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)