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445) Der alte gespenstige Mann in der Goldschmiedswerkstatt.
S. ebd. S. 701.

Zu gleicher Zeit wohnte ein Goldschmied in Leipzig in einem sehr alten Hause. Derselbe bemerkte nun mehrmals in der Stube, wo er mit seinen Gesellen arbeitete, nach gemachtem Feierabend ein helles Licht, wie es denn diese Kunst damals erforderte, daß sie eine Glaskugel mit Scheidewasser und andern Sachen angefüllt, vor sich zu haben pflegten. Weil er nun wohl wußte, daß keiner seiner Leute in der Stube war, faßte er sich einmal ein Herz und schaute durch das Schlüsselloch hinein, wo er denn eines alten Mannes mit einem grauen Barte ansichtig wurde, der mit einem Lichte emsig in dem Handwerkszeuge herumsuchte. Er hatte aber keine Lust, ihn bei dieser Beschäftigung zu stören, sondern kehrte voll Entsetzen zu seinen Leuten zurück.


446) Das steinerne Bild im St. Johannishospital.
S. ebd. S. 722.

Im Spital zu St. Johannes auf dem Grimmaischen Steinwege befand sich sonst über einer Thüre eine gewisse Statue, welcher man jährlich ein weißes Hemde mit Halskrause anziehen und einen grünen Kranz auf den Kopf setzen mußte, that man dies nicht, so entstand im ganzen Gebäude ein solches Gepolter, daß die alten Spitalweiber vor Entsetzen ganz außer sich geriethen.


447) Das verliebte Gespenst zu Leipzig.
S. ebd. S. 729.

Einst hatte ein Student auf dem Neumarkt sich eine Stube gemiethet, in welcher ihm mehrere Wochen nichts Wunderbares aufstieß. Als er aber eines Tages nach eilf Uhr zu Bett ging und der Mond so hell schien, daß er nach

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 387. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_387.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)