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vorausgewußt und denselben einer unglücklichen Liebe halber selbst gesucht. Sonderbarer Weise fand sich aber seitdem beim Morgengrauen des Johannistages alljährlich das Grab frisch bekränzt, und das Volk erzählte sich, es geschehe dieses allemal die Nacht vorher um die zwölfte Stunde von einer schwarzgekleideten Dame, die in einem mit Rappen bespannten Wagen des Weges komme. Als vor einigen zwanzig Jahren das Grab von dem ausgetretenen Wasser zerstört und das darauf befindliche Kreuz weggerissen ward, fand man Beides plötzlich wieder von unbekannter Hand hergestellt.


438) Wie einer Hexenbutter geprüft hat.
Prätorius, Der abentheuerliche Glückstopf S. 257.

In der Mitte des 17. Jahrhunderts ist ein Leipziger Stadtsoldat auf den Markt gegangen und hat bei einer Bauerfrau etliche Klümpchen (Stückchen) Butter gekauft und dann dieselben auf gewöhnliche Art auf ein Messer gesteckt, welches drei Kreutze gehabt. Wie die Zauberfrau Solches gesehen, hat sie es erst nicht zugeben wollen, sagend, man müsse die Butter nicht auf ein dergleichen dreikreutziges Messer spießen. Darauf hat ihr aber der Soldat zur Antwort gegeben: „was hat Sie darnach zu fragen? ich habe es wohl schon eher gethan“. Darauf ist er ohne Argwohn fortgegangen, bis er an die Hauptwache beim Esel gekommen, wo er vermerkt, daß seine Butter ein Kuhfladen gewesen. Er ist also geschwind wieder zu der Betrügerin zurückgeeilt, allein diese ist schon über alle Berge gewesen.


439) Schatz rückt fort.
Prätorius a. a. O. S. 335.

Während des 30jährigen Krieges hat ein glaubwürdiger und vornehmer Leipziger Bürger viel Geld am Gewandgäßchen vergraben und den Ort sich sehr genau angemerkt und

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 380. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_380.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)